DSLRs machen großartige Bilder zu einem überschaubaren Preis. Bei der Tonaufzeichnung geht jedoch manch Einer Irrwege, die in der Postproduktion teuer bezahlt werden müssen.
Das Drehen mit DSLR Kameras ist sehr beliebt. Sie liefern einen Look, der sonst nur mit einem mehrfachen finanziellen Aufwand mit Filmkameras zu erreichen wäre.
Bei der Tonaufzeichnung zeigt sich oft, dass an einer Stelle gespart wird, an der es für eine Produktion kritisch werden kann.
Die zwei großen Fehler die in Sachen Ton beim Drehen mit einer DSLR gemacht werden sind:
– es wird an einem guten Tonmann gespart
– es wird direkt auf eine DSLR aufgezeichnet
Ein Kameramann der für Bild und Ton zuständig sein muss wird nicht immer in der Lage sein sich auf Beides gleichzeitig zu konzentrieren. Er wird das Tonequipment grob voreinstellen (wenn er das kann) und beim Dreh das Beste hoffen.
Auf für einen professionellen Tonmann selbstverständliche Dinge wie ein konzentriertes Hören auf Inhalte und Umgebung, gute Mikrofonwahl und -platzierung, einen ausgewogenen Mix und einen sinnvollen Basscut usw. darf man hier nicht hoffen.
Nicht ohne Grund ist die Tonmeisterei ein vollwertiges eigenständiges Berufsfeld und für einen guten Set-Sound um es mit Angela Merkel zu sagen: “alternativlos” (und hier stimmt es sogar).
Zum zweiten Punkt lässt sich sagen:
Natürlich kann man den Ton direkt auf eine DSLR aufzeichnen und manchmal lässt das Budget auch gar nichts anderes zu.
In solchen Fällen müssen die Nachteile einer solchen Arbeitsweise in Kauf genommen werden:
– die schlechtere Audio-Qualität
– die begrenzte Anzahl an Spuren und damit das Mehrrauschen im Mix
– die wackelige Anbindung an die nicht symmetrische Miniklinke der DSLR
– die direkte Verbindung der Kamera mit dem Tonmann und damit das unflexiblere Arbeiten
Sicherlich bekommt man auch in dieser Konfiguration mit einem kompetenen Tonkollegen ein gutes Ergebnis hin.
Wenn es jedoch “um die Wurst” geht und wirklich guter Ton gefragt ist kommt man vor allem wenn es mehr als 1-2 Spuren sind um eine externe Lösung nicht mehr herum.
Hier mal ein paar Beispiele aus der Praxis was mit externer Aufzeichnung möglich wird:
Durch die Möglichkeit die Kanäle getrennt (ISO) aufzuzeichnen können die einzelnen Tracks in der PostPro ineinander gefadet werden (dadurch wird das Grundrauschen erheblich reduziert, was vor allem bei ruhigeren Aufnahmen deutlich hörbar ist).
Hochwertige Atmos (Stereo / Surround) bzw. Effekte können aufgezeichnet werden.
Oft genug müssen Schnittbilder, Antexter oder anderes gedreht werden wo kein Ton nötig ist. In dieser Zeit kann der Tonmann mit externem Rekorder losziehen und seine Ton-Atmos und Effekte sammeln um den Film aufzuwerten.
Durch die Loslösung vom Ton zur Kamera können der Kameramann und der Tonmann die jeweils beste Position für den Take einnehmen ohne sich zu behindern (wenn beispielsweise ein sensibler Dreh anstand und Funkstrecken eingesetzt wurden habe ich den Ton oftmals vom Nebenraum aus aufgenommen und war für den Menschen vor der Linse gar nicht existent).
Dazu kommen noch die rein technischen Vorteile.
Ein hochwertiger externer Audiorekorder hat:
– die bei weitem besseren Wandler im Vergleich zu einer DSLR
– in der Regel zwischen 6 und 12 Einzelspuren zur Verfügung
– ist Timecodefähig und
– bietet eine parallele Aufzeichnung auf min. 2 Medien gleichzeitig (in der Regel eine HD und eine CF-Karte)
Wie bekomme ich nun einen adäquaten Ton zu meinem guten Bild?
Verwenden Sie einen Teil des eingesparten Geldes (im Vergleich zum Filmkamera-Equipment), leisten Sie sich einen guten Tonmann mit eigenem Equipment und zeichnen Sie extern auf.
Ein paar Hilfen gibt es natürlich um tonseitig bei einer DSLR-Produktion gut über die Runden zu kommen:
Verwenden Sie direkt an der DSLR ein vernünftiges kleines Richtrohrmikro wie z.B. das “Tiny-Mic” von Ambient Recording. Es benötigt keine Phantomspeisung, kann also direkt an einer DSLR betrieben werden.
Zusammen mit einem Windschutz und einer guten Halterung haben Sie dann schon mal ein Onboard Mikro das bis zu ca. 1 Meter Distanz ganz ordentlich aufnimmt.
Zeichnen Sie zusätzlich den Originalton extern auf und synchronisieren Sie das Ganze wie folgt (von günstig bis top):
– klatschen Sie in die Hände (Handklappe) und sagen sie dazu die Szene und den Take an
– oder verwenden Sie eine Timecodeklappe
– oder verwenden Sie zusätzlich zur TC-Klappe in der PostPro eine Software (wie z.B. Plural Eyes) die gleiche Schallereignisse vom Onboard-Sound der Kamera und dem Material des Audiorekorders erkennen und matchen kann.
– oder zeichnen sie den Timecode auf eine Audio-Spur der Kamera auf (mit Hilfe einer Funkstrecke vom Audio-Rekorder zur Kamera oder einem Timecode-Lockit). Dies ist zusammen mit der Softwarelösung auch die diskreteste Methode da nicht bei jedem Take eine Klappe geklatscht oder geschlagen werden muss. Gerade bei schwierigen sensiblen Drehsituationen eine klare Empfehlung!
Wenn Sie so arbeiten haben Sie folgende Vorteile:
– Sie haben ein gutes Atmo-Mikrofon an der DSLR und somit schon mal eine brauchbare ATMO
– der Ton wird in einer sehr guten Qualität aufgezeichnet
– jede Quelle wird auf eine eigene Spur aufgezeichnet die schon am Set mit Klarnamen benannt werden kann
– durch die fehlende Kabelverbindung zu einem Tonmann ist ein sehr flexibles und rücksichtsvolles Drehen möglich und
– die Synchronisation ist kein Problem mehr
Um Zeit und damit Kosten zu sparen empfiehlt es sich den Primärton als Guideline auf einen Kanal zur DSLR zu funken.
Man hat zwar keine 100%ige Garantie dass der Ton zu jedem Zeitpunkt ohne jede Störung an der Kamera ankommt,
es erleichtert jedoch die Sichtung und wenn die Audio-Qualität für das Projekt ausreicht, ist es zeitsparender wenn im Falle einer Funkstörung oder eines Kabelwacklers an der Miniklinken-Buchse der DSLR nur auf kleine Teile des Materials vom Rekorder zurückgegriffen werden muss.
Zudem ist das Material auf dem Rekorder ja synchronisiert und die betreffende Stelle somit schnell gefunden.
Mit etwas Glück ist der Ton an der DSLR gut angekommen und man benötigt das Material des Rekorders nicht.
Sollten jedoch Ton-Störungen auf dem File der DSLR vorhanden sein glauben Sie gar nicht, wie erleichtert Sie sein werden wenn ein Backup vorhanden ist.